Samstag, 13. Juni 2009

Was hängen bleibt


Zwischen Bleistiften, Kulis und gut gemeinten Ratschlägen: Auf Medienmessen kann man sich schnell verzetteln. Von Bettina Benzinger

Brust raus, Bauch rein und strahlen, schönstes Sonntagsgesicht aufsetzen. Hallo! Nimm mich mit! Jungfräulich unberührt liege ich mit anderen Hochglanzflyern ordentlich aufgestapelt und drapiert auf den Tischen, um anschließend Rücken an Rücken mit Flyern und Infoheften vom Nachbarstand in eine Tasche gequetscht zu werden. Au, meine linke untere Ecke ist umgeknickt!

Auf der Messe: Weite, leere Hallen. Kein Fußgetrappel. Nur ab und an sieht man kleine Grüppchen um einen Infotisch stehen, erste Neugierige, die die Chance zur gemütlichen Privatberatung nutzen. Es ist noch früh, erst späterwird die Masse an JMT-Teilnehmern die Eröffnungsmesse stürmen und ihre Fragen loswerden: Welche Möglichkeiten bieten sich, journalistische Erfahrungen zu sammeln? Wie kommt man an begehrte Praktikumsplätze und Ausbildungsstellen im journalistischen Bereich? Gibt es den einen, den richtigen Weg in den Journalismus?

„Es scheint Mode unter jungen Menschen zu sein, etwas mit Medien machen zu wollen. Und für Hochschulen scheint es in Mode zu sein, Studiengänge im Medienbereich einzuführen“, kann Susanne Stracke-Neumann beobachten, die am Stand der DJU über Ausbildungswege im Journalismus informiert. „Auf‘s Kleingedruckte achten!“, rät sie jungen Menschen, die ihren Weg in die Medien über ein Studium finden wollen. „Der Titel der Studiengänge sagt oft nicht viel über deren Inhalte aus.“

Wer in den Journalismus will, für den ist es nicht leicht, Orientierung zu finden. Und wer in die Hände der Teilnehmer will, für den ist die Situation nicht weniger schwierig. Auch ich weiß noch nicht, wohin es mich verschlägt. Bis jetzt liege ich mit all den anderen Flyern immer noch tief unten in den Taschen der Teilnehmer und genau wie im richtigen Leben ist die Konkurrenz groß: Bleistifte und Kulis warten mit einem Praxisnutzen auf, der mir und den anderen Flyern den Platz in der Tasche streitig macht. Was also bleibt hängen – eine Internetadresse, eine Telefonnummer, ein erster Eindruck? Sicher ist nur eines: Viele Wege führen in den Journalismus.

Dieser Artikel ist am 12.06.2009 in der Freitagsausgabe von politikorange.kompakt (PDF) auf den Jugendmedientagen 2009 erschienen.

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