Donnerstag, 6. August 2009

Halbzeitbilanz

Mittwoch, 20 Uhr, Halbzeit auf der undjetzt-Konferenz in Potsdam. Vorträge, Workshops, Musik und stetiger Austausch bestimmten die vergangenen Tage auf der Insel Hermannswerder. Im Sonnenschein wurde gelacht, geweint, diskutiert, geplant. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Wie gefällt es den Teilnehmern? Wurden Erwartungen erfüllt, enttäuscht, übertroffen? Wie blicken sie den kommenden Tagen, mit OpenSpace und Markt der Möglichkeiten entgegen? Politikorange hat nachgefragt...


Silke Meyer, 20 Jahre alt, ist vor sechs Tagen aus Lateinamerika zurückgekommen und will jetzt viele Entscheidungen treffen. Dann möchte sie vielleicht ein Medizinstudium beginnen.

"Es ist super hier. Vor allem der Teambuilding Workshop hat mir extrem viel Spaß gemacht. Auf der Konferenz wurden sowohl in den Vorträgen als auch in den Workshops gute Grundlagen erarbeitet. Ziemlich cool ist, dass wir viel praktisch arbeiten. Außerdem sind die Leute hier alle extrem nett, lustig, toll - einfach eine super Stimmung hier.

Von den nächsten Tagen erhoffe ich mir, dass ich ein konkretes Projekt für mich und andere 'Rückkehrer' entwickeln kann. Ich bin gespannt, wie es weitergeht ..."


Andreas Böning, 20 Jahre alt, hat bis vor drei Wochen seinen Zivildienst in Tunesien geleistet, mit behinderten Kindern und Jugendlichen gearbeitet

"Bis jetzt hat mir der Kurs 'Globales Lernen' am besten gefallen. Es war klasse, wir haben super Einblicke bekommen. Der Workshop 'Umwelt' dagegen hat mich ein wenig enttäuscht. Die Leiterin war leider sehr zurückhaltend und wir konnten alle Themen nur oberflächlich bearbeiten. Schade.

Trotzdem freue ich mich natürlich sehr, hier sein zu können und viele neue, nette Leute kennen zu lernen. Alle sind total cool - ich hab noch niemanden getroffen, mit dem ich nicht zurecht gekommen bin.

Jetzt hoffe ich, dass wir auch weiterhin so viel Spaß wie bisher haben und ich noch mehr Leute kennen lerne.

Außerdem möchte ich bald wieder ins Ausland und hoffe Vereine zu finde, die ökologischen Dienst in englischsprachigen Ländern anbieten. Also, wer einen kennt, hat oder mir einen Tipp geben kann, bitte melden! Freue mich über jede Nachricht über das Team von politikorange oder die undjetzt-Organisatoren."

Text von Wiebke Fröhlich, Fotos von Zeno F. Pensky

Mittwoch, 5. August 2009

Große Ziele, kleine Wirkung

Auf der Millenniumskonferenz der Vereinten Nationen im Jahr 2000 haben sich die Mitgliedsstaaten bis 2015 viel vorgenommen. Mehr als die Hälfte der Zeit ist nun rum. Was sich bis jetzt getan hat untersuchten die Teilnehmer des Workshops „Millennium Developement Goals“ auf der „undjetzt?!“- Konferenz in Potsdam.

Alle, damalig noch, 189 Mitgliedsstaaten einigten sich auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2000 einstimmig auf die Entwicklungsziele.
Sie haben einen rein empfehlenden Charakter und sind nicht rechtlich bindend. Die Ziele sind eine politische Willenserklärung.

Ronny Heintze, Vorstandsmitglied bei der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen im Landesverband Nordrhein- Westfalen, leitet den Workshop.
In der Gruppe erarbeiten Teilnehmer die Ziele und präsentieren ihre Einschätzung zur Erreichbarkeit bis 2015.

Extreme Armut halbieren

Eines der acht Ziele ist es, die extreme Armut zu halbieren. 1990 hatten zweiundvierzig Prozent der Menschen in Entwicklungsländern weniger als einen US$ pro Tag zur Verfügung. Im Jahr 2005 sinkt diese Prozentzahl auf fünfundzwanzig Prozent. Einer der Hauptgründe dafür ist das Wirtschaftswachstum in China. Allerdings ist die Anzahl der Menschen, die weniger als einen Dollar am Tag haben in Subsahara- Afrika, gegenüber 1990, im Jahr 2005 angestiegen.
Statistisch besteht die Möglichkeit, dass das Ziel erreicht werden kann. Es stellt sich aber die Frage wie viel ein solches Ziel Wert ist, da es möglich sei, das Ziel zu erreichen ohne das sich die Realsituation verbessert habe. Wenn der Dollar nämlich, wie jetzt gerade, schwach ist, ist er auch weniger wert. Die Menschen haben also umgerechnet mehr Dollars pro Tag zur Verfügung und könnten aus der Statistik herausfallen. Wenn nun aber die Teuerungsrate - die Inflation - steigt und das Kilo Reis mehr kostet, hat sich real für die Menschen nichts verändert, obwohl sie in der Statistik nicht mehr auftauchen. So wäre das Ziel erreicht, aber nicht im Sinne des eigentlichen Entwicklungsziels.

Ein weiteres Ziel ist, dass alle Kinder weltweit bis 2015 die Grundschule beenden sollen. Zehn Prozent von ihnen schließen das letzte Grundschuljahr nicht ab. Die Hälfte der Kinder kommt aus Subsahara- Afrika.

Das dritte Ziel ist die Gleichstellung von Mann und Frau. Es ist ein unrealistisches Ziel, befinden die Teilnehmer. In weniger als eindrittel der Staaten sei die Gleichberechtigung bis 2007 Realität. „Es zeichnet sich keine konstante Verbesserung ab“, stellen die Teilnehmer fest. „Man kann Gleichstellung nicht verordnen“, dass sei ein langwieriger Prozess.

Senkung der Müttersterblichkeit am wenigsten entwickelt

Die Kindersterblichkeit der unter Fünfjährigen soll bis 2015 um zweidrittel gesenkt werden. Diese Zahl sinkt zwar seit 1990, aber in Asien und Subsahara- Afrika gebe es keine großen Veränderungen. Die mangelnde Vitamin A- Zufuhr, fehlende Moskitonetze und Impfungen werden als Ursache genannt. Die Erreichung dieses Zieles hängt sehr von dem Ziel ab die Müttersterblichkeit zu senken.
Das sei eines der am wenigsten entwickelten Ziele. Komplikationen bei der Geburt ist der Hauptgrund. Medizinische Einrichtungen sind nur schwer zu erreichen oder fehlen ganz. Das macht Voruntersuchungen oft unmöglich und führt dazu, dass die Frauen keine Unterstützung bei der Geburt haben.

Das sechste von acht Millenniumszielen ist die Verbreitung von HIV und Malaria zu stoppen. Zudem sollen Medikamente zur Behandlung von Aids zugänglich gemacht werden. Die medikamentöse Behandlung von HIV könne allerdings nur verantwortungsvoll sein, wenn der lebenslängliche Zugang der Medikamente für den Betroffenen gesichert sei. Wenn die Behandlung unterbrochen wird, werde der Körper immun gegen das Medikament.

Bei dem siebten Ziel, der ökologischen Nachhaltigkeit, müsse man differenzieren. In der CO2- Senkung der Industrie ist in Europa viel erreicht worden. Rechnet man aber China und Indien mit dazu, sei die globale Bilanz drastisch. Auch die Waldrodungen ergeben keine positive Bilanz in der Nachhaltigkeit, da mehr gerodet als gepflanzt wird.
Der Wasserverbrauch konnte aufgrund von neuen Bewässerungsmethoden reduziert werden. Positiv sei auch, dass die Kurve des Artensterbens sich verlangsamt hat.
Ob das Ziel erreicht werden kann sei schwierig einzuschätzen, da sich die einzelnen Faktoren untereinander beeinflussen. Solange aber Umweltschutz als Ausgabe und nicht als Investition gesehen werde, sei die Erreichung des Ziels unrealistisch.

Utopische Ziele und „Pseudowege“

Das letzte Ziel ist die globale Partnerschaft. Hier sollen durch Subvention des fairen Handels, Schuldenerlass und ein vorantreiben der Technisierung die Entwicklungsländer unterstützt werden. Auch hier ist Subsahara- Afrika deutlich im Nachteil. Sechsundvierzig von Hundert Menschen in Entwicklungsländern nutzen das Internet, davon nur vier aus Subsahara- Afrika.

Ein Problem bei den Zielen sei, dass allein die Reduktion eines statistischen Wertes nicht unbedingt das Kernproblem behebe, stellen die Teilnehmer fest. Andererseits sei es nötig etwas messbar zu machen, um es verbessern zu können.

Trotzdem sei es ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Ziele nicht immer das Problem an der Wurzel packen, da ein Prozess ins Rollen gebracht wurde. Auch sei es gut, dass sich 189 Länder auf das Formulieren von Zielen einigen konnten und einen gemeinsamen Nenner gefunden haben. Selbst wenn die Ziele rechtlich nicht verpflichtend sind, sei es immerhin ein politisches Druckmittel.

In dem Zusammenhang erinnert Heintze daran, dass jeder Einzelne zur Durchsetzung der Ziele beitragen kann. Beispielsweise sei es vor der Wahl ein guter Zeitpunkt Kampagnen als politisches Druckmittel zu benutzen. Kampagnen wie „Stand-up“, die von „No- excuse 2015“ organisiert wurden und mit Aktionen mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, um die Ziele nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Text von Esther Sarach, Fotos von Zeno F. Pensky

Tanz im Mondschein

Schnelle Beats und Rhythmen die begeistern, das sind die Markenzeichen von Mr. Mostash. Ihre Musik besticht durch einen abwechslungsreichen Mix von griechischen Tönen und peppigen Rock. Ein Mischung die in Mark und Bein übergeht.

Ihrem Versprechen „Our goal is to make people dance like there is no tomorrow!” wurden sie gerecht. Ziel erreicht. Über zwei Stunden tanzten sich die „Undjetzt?!“ Teilnehmer in Extase. Eine los gelöste Stimmung, die nach einem harten Arbeitstag verdient erscheint. Das Wechselspiel zwischen Band und Publikum wirkte offen und dynamisch, so dass Berührungsängste überhaupt nicht aufkamen.

Seit Ihrer Gründung vor zwei Jahren tourt Mr. Mostash durch Mitteleuropa. Umso größer war die Freude über die Rückkehr zum einstiegen Gründungsort in der Nähe von Berlin. Wenn die Route die Band am nächsten Tag schon wieder Richtung Bern zog, kann man den Zwischenstopals rundum gelungen bezeichnen.
Das größte Highlight für das Quartett liegt allerdings noch vor Ihnen. Die gebürtigen Israelis werden zum ersten Mal einen Gig in Ihrer Heimat spielen können. „Das wird ein riesen Highlight, zumal wir noch nicht allzu bekannt sind in Israel!“ verriet der Gitarrist mit breitem Grinsen!

Die Party auf der Potsdamer Halbinsel wurde zum Bedauern aller Konferenzteilnehmer zu früh beendet. In anbetracht der einzuhaltenden Nachtruhe, musste die Musik um Mitternacht verstummen. So klang dann der Abend bei gemütlichen Zusammensein in den Zelten des Nachtcafés aus.

Text von Tim Kappelt, Fotos von Zeno F. Pensky

Aus Negativ wird Positiv

Im Rahmen des Workshops „Belastenden Erfahrungen einen Sinn geben“, auf der „undjetzt?!“- Konferenz in Potsdam, haben Rückkehrer aus internationalen

Freiwilligendiensten die Möglichkeit zu lernen, ihre belastenden Erfahrungen positiv für sich zu nutzen. Martin Uhl, Diplom- Psychologe, hilft dabei als Seminarleiter.

Sie sind zurück aus Nicaragua, China, Indien, Südafrika oder Bolivien. Sie haben mit Menschen im Kindergarten, in Behinderteneinrichtungen, im Waisenhaus oder im Straßenkinderprojekt gearbeitet. Die sogenannten „Rückkehrer“ haben ein Jahr als Freiwillige im Ausland verbracht, sind wieder in Deutschland und haben eine ganze Menge Erfahrungen und Eindrücke mitgebracht.

„Es geht darum, aus dem persönlich Erlebten positive Schlüsse zu ziehen“, sagt Martin Uhl (Foto rechts) zu den Teilnehmern. Er weiß, wovon er spricht. Der Psychologe hat schon zwei Freiwilligendienste in Peru und in Ruanda absolviert.

Die Reise zurück

Es beginnt mit einer Traumreise. Sich erinnern an den Gedanken ins Ausland zu gehen. An die Bewerbung, die Zusage und die Seminare zur Vorbereitung. Zurückversetzen ins Abschied nehmen von Familie und Freunden und in die Vorstellung, die man von dem unbekannten Land hatte. Die erste Fahrt in der neuen Heimat und die erlebten Geräusche, Eindrücke und Bilder.

Er ruft den ersten Tag am Einsatzplatz ins Gedächtnis, die Unterkunft, das Zimmer, die Leute um einen herum, neu gefundene Freunde. Aber auch zurückdenken an Heimweh, Konflikte, Unzufriedenheit, Probleme. Erinnerungen an das Land, dass man kennen gelernt hat. Dann das zweite Mal Abschied nehmen, zurück nach Deutschland. Ein fremdes Land, das anders ist als das Land indem die Teilnehmer waren. „Aber nicht das Land hat sich verändert, sondern ihr habt euch verändert. Ihr seid reifer geworden.“, sagt Uhl mit ruhiger Stimme.

„Ich dachte, ich könnte etwas bewirken“

Jan Spreiztenbarth (Foto links) war in Beijing, in China. Er wollte aus der deutschen Gesellschaft ausbrechen, Neues erleben, seinen Horizont erweitern und „mal gucken wie groß die Welt ist“, erzählt der Einundzwanzigjährige. Eine Ausbildung im Bereich Mediengestaltung hat er bereits abgeschlossen. Auch idealistische Ziele trieben ihn an, er will Helfen, „ich dachte ich könnte etwas bewirken“, erinnert er sich.

Während der Traumreise wurde ihm der Kulturschock wieder in Erinnerung gerufen, die Hitze, die Sprachbarriere, die Kinder am Einsatzort, die Angst vor ihm hatten und den Frust, den er erlebt hat. Kinder wurden zur Strafe in eine Ecke gesetzt. „Diese Form von Bestrafung habe ich versucht abzuschaffen.“ Nach sechs Monaten wurde ihm klar, dass man nicht viel bewirken könne. Im Kleinen könne man aber helfen. Er hat die Kinder geformt und es trotz Rückschlägen doch geschafft die Bestrafung abzuschaffen. Seinen nächsten Auslandsaufenthalt hat Jan schon geplant. Er hat ein Stipendium für ein Studium in den USA, International Management möchte er studieren.


Stress, Belastungen und Krisen


Die Teilnehmer haben nach der Traumreise Zeit, sich Gedanken zu machen über Situationen, die nicht ganz so einfach waren. Die Stimmung ist entspannt, aber jeder wirkt in sich gekehrt und nachdenklich.

Sie stellen fest, dass es die gleichen Probleme sind, mit denen sie sich befassen. Abschied, der schwergefallen ist, Freunde, von denen sich nicht alle als echte Freunde erwiesen. Scheitern, Grenzen erfahren, Ungerechtigkeit, unlösbare Probleme, Überforderung und die Schwierigkeit, Dinge nachhaltig zu verändern. Weihnachten ohne die Familie, Frustration und ungewohnte klimatische Bedingungen, die auf die Psyche schlagen.

Dazu kommt, dass Freunde einen nach der Rückkehr nicht richtig verstehen und das alles nicht nachvollziehen können. Viele hören auch nicht richtig zu. Ein Austausch findet hauptsächlich mit Leuten statt, die auch im Ausland waren.

„Es kommen viele Einwirkungen zusammen, andere Leute, andere Kultur, fehlende Familie. Das kann zur Belastung werden“, weiß der Psychologe. „Man fragt sich, was das bringt und ob es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist“.

Eine Teilnehmerin bestätigt, sie hat sich gefragt „wozu mache ich das, wieso mache ich mich selbst kaputt“.

Belastende Erfahrungen können aber auch positiv sein, weil es Herausforderungen sind, an denen man wachsen kann. „Das sind kluge Leute, die vielleicht noch nie richtig gescheitert oder durch eine Klausur gefallen sind. Seine Grenzen zu erfahren und sich einzugestehen, dass man etwas nicht kann, überfordert oder hilflos ist, kann deprimierend sein.“, erklärt Martin Uhl.

Bewältigen, Lernen und Weitergeben

Es stellt sich heraus, dass die Bewältigung sehr wichtig ist. Der Austausch im Gespräch oder das Schreiben von Blogs und Tagebüchern kann helfen. Einig waren sich alle in dem Punkt „Abstand halten“. Das sei wichtig, um etwas bewältigen und verarbeiten zu können. Nicht alles an sich ranlassen und die nötige Distanz halten. Aber auch verarbeiten durch räumlichen Abstand - einfach mal raus aus dem Alltag beispielsweise. Sie haben gelernt, Situationen zu reflektieren, differenzieren und zu relativieren sowie Intentionen von Menschen besser einzuschätzen.

Martin Uhl resümiert: „Abstand bedeutet Grenzen zu ziehen, die Grenze zu dem was ich leisten und mir zumuten kann. Bis hierhin und nicht weiter“, das sei sehr wichtig.

Uhl geht mit einem für Freiwilligendienste neuen Konzept an die Aufarbeitung von belastenden Erfahrungen heran. Der psychologische Ansatz beschäftigt sich intensiver mit den individuellen Erfahrungen der Rückkehrer. Die Art der Aufarbeitung gleicht der Hilfestellung bei der Verarbeitung von Traumata.


Text von Esther Sarach, Foto von Zeno F. Pensky

Uns gehört die Welt. Macht und Machenschaften der Multis


Schweigend betritt er die Bühne, schaut ins Publikum, schneidet Grimassen, ignoriert Lacher und Zwischenrufe. Dann, nach zwei beharrlichen Minuten, endlich die ersten Worte des Dienstagabend-Vortrags: „Guten Abend. Meine Name ist Klaus Werner-Lobo. Wie heißt ihr?“
Eine Demonstration von Macht, sei dieser Auftritt gewesen, erklärt der Autor, Journalist und Clown den 150 engagierten „Rückkehrern“. Deren volle Aufmerksamkeit - und damit Macht - habe er nur bekommen, weil er mit Erwartungen gebrochen, die Bühne betreten und nichts getan, habe.

Von Macht handelt auch das neueste Buch von Klaus Werner-Lobo. In „Uns gehört die Welt. Macht und Machenschaften der Multis“ fühlt der Autor den Machenschaften internationaler Konzerne auf den Zahn und erklärt die Zusammenhänge der Wirtschaftspolitik und unserem Alltag. Auf der undjetzt-Konferenz nährte er mit konkreten Beispielen aus seinen Recherchen den Lust am Widerstand der Teilnehmer.

Hier nur eins von den genannten Beispielen: Das Mineralölunternehmen Shell. Bereits in den 90er Jahren ist bekannt geworden, dass der Energiekonzern in Nigeria eine Fläche in der Größe Bayerns ausgebeutet, die korrupte Militärregierung zu seinen Gunsten gefördert und das Land damit an einer demokratischen Regierung gehindert hat. Was damals noch für skandalöses Aufsehen und öffentliche Kritik sorgte, konnte der Konzern bis heute mittels CSR (Corporate Social Responsibility) vergessen machen.
Dass es sich bei CSR um nichts anderes als Augenwischerei, durch vorgebliche Großzügigkeit multinationaler Konzerne handelt, beweisen die Summen die zwischen Shell und Nigeria fließen. Im Wert von 60 Milliarden US-Dollar hatte Shell das afrikanische Land ausgebeutet. Nach dem Ansehensverlust, den der Konzern um 1995 erlitt, brüstet sich Shell heute damit, für 60 Millionen US-Dollar Schulen und Krankenhäuser in Nigeria zu fördern. Die Kritik hat sich in Bewunderung, Lobreden und Anerkennung gewandelt.
„Das ist, als würde ich jemandem alles wegnehmen und ihm die Nase blutig schlagen. Dann würden alle ‚der Klaus ist ein Arschloch’ sagen, ich daraufhin dem Verletzten zehn Euro geben und als großzügiger Held gefeiert werden“, bringt Klaus Werner-Lobo das Paradoxon auf den Punkt.

Da die großen Unternehmen mit dieser Masche durchkommen und so in der globalisierten Welt Besitzanspruch auf Mensch, Tier und Umwelt erheben, habe sich Werner-Lobo gefragt: „Wem gehört die Welt wirklich?“
Eine Antwort darauf lieferte ihm - und mit der Veröffentlichung auch den Lesern von „Uns gehört die Welt! Macht und Machenschaften der Multis“ – die Universität der Vereinten Nationen in Helsinki. Hier wurde das gesamte Weltvermögen (Geld, Güter, Grundstücke etc.) in Verhältnis zur Weltbevölkerung ermittelt. Die Ergebnisse sind – wenn auch nicht unerwartet – erschreckend.
Die zwei reichsten Prozent der Bevölkerung besitzen mehr als 50 Prozent des Weltvermögens, das reichste Zehntel besitzt rund 80 Prozent. Währenddessen lebt die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung von weniger als zwei Euro pro Tag. Jeder Sechster lebt sogar im Elend – das heißt ohne Nahrung, Wasser, Dach über dem Kopf, Bildung …

Dass Armut und Hunger keine in Welt und Bevölkerungswachstum angelegten Probleme sind, beweist die UNO mit folgenden Zahlen: Die Kapazitäten der Erde reichen um eine Milliarden Menschen, also das Doppelte der Weltbevölkerung, zu ernähren.

Damit schloss Klaus Werner-Lobo seinen Vortrag, betonte, dass es wichtig sei, Mut zu beweisen und mit Spaß zu tun, was einem selbst am meisten liege und übergab das Wort an die Konferenzteilnehmer.
Die stellten dem österreichischen Schriftsteller noch einige Frage, erfuhren individuelles wie allgemeines und verließen schließlich den großen Saal in großer Vorfreude.
Zunächst sollte es Live-Musik geben. Und besonders glückliche Zeitgenossen, fiebern sogar einem Workshop-Tag mit Werner-Lobo entgegen.

Dienstag, 4. August 2009

Von fliegenden Eiern und Spiderman

Gruppenarbeit bekommt schnell eine Eigendynamik, die leicht zu Missverständnissen oder Konflikten führen kann. Wichtig ist der richtige Umgang mit den Situationen. Einen Einstieg soll der Workshop „Teambuildung“ unter der Leitung von René Pilloud bieten.


René Pilloud ist für den Workshop „Teambuilding“ verantwortlich. In vier Einheiten á 90 Minuten vermittelt er welche Phänomene und Entwicklung im Laufe eines Projekts auftreten können. Wichtig ist es mit den aufkommenden Problemen umzugehen.

Im ersten Arbeitsblock werden zunächst Wünsche, Fragen und Erwartungen gesammelt. Sie dienen als „Leitfaden“ für die kommenden Stunden. Als nächstes stellen die Teilnehmer, anhand von Ihnen ausgesuchten Bildern vor. Schon nach den ersten Minuten zeigt sich die Stimmung ziemlich entspannt, offen und freundlich. Jedoch herrscht eine sehr arbeitstüchtige Atmosphäre, bei der am Ende des Tages viel erarbeitet werden soll.

Nach einer ersten kurzen Pause, werden die Teilnehmer nun an die geläufigen Modelle zur Gruppen-Projekt-Arbeit herangeführt.


Diese bilden die Grundlage und schärfen das Verständnis zu verschiedenen Verhaltensmustern. Theorie wird nun sofort in die Praxis umgesetzt. Die Umsetzungen als „Spiel und Spaß“ scheint aufzugehen. Mit viel Freude bei der Sache, leitet René Pillpoud seine Gruppe. Er gibt Anweisungen und weißt in die verschiedenen Experimente ein.

Richtige Teamfähigkeiten werden dann sogar noch vor dem Mittagessen abverlangt. In zwei Teams aufgeteilt wird nun gewetteifert. Die Gruppen müssen ein Hindernis, in Form eines überdimensionalem Spinnennetz, überwinden.


Zur Reflektion treffen sich dann alle in der dritten Einheit nachdem Mittagessen. Lebhaft werden Erfahrungen und Beobachtungen ausgetauscht. Besonders auffällig sind hierbei die entstandene Gruppendynamik und Rollenverteilung.


Über eben jene Rollen wird nun mehr theoretisch gearbeitet. In drei Arbeitsgruppen werden die Themen, „Rollenverteilung“, „Rollenbewusstsein“ und „Quasirollen“. Somit sollen arbeitsteilig Kurzvorträge erarbeitet werden. Zwischen Spiel und Spaß kommen nun auch die ersten Köpfe zum Rauchen.

Trotz diesem eher theoretischen Teil, ziehen alle mit. Die Resultate stimmen und man kann nach einer kurzen Fragerunde wieder zum praktischen Bereich wechseln.


In den letzten eineinhalb Stunden geht es dann mit einem Mini-Projekt weiter. Drei Teams treten gegeneinander an. In nur 50 Minuten sollen sie mit vorgegebenen Material ein Ei sicher aus dem ersten Stock fliegen lassen.

Gelerntes Wissen soll nun angewandt werden, um am Ende ein bestmögliches Projektergebnis zu erreichen.

Die Flugapparate verfolgen alle eine Taktik mit der das Ei unbeschadet den Erdboden wieder erreicht. Immerhin konnten zwei der Gruppen überzeugen. In der begrenzten Zeit bastelten sie die Sicherungen, die Ihnen den Erfolg sicherten.

Abschließend gab es in der Feedbackrunde positive Kritik für den Referenten und seine Tagesgestaltung. Gut gelaunt und als lebhaftes Team ging es nach Beendigung für alle zum wohl verdienten Abendessen.

Und Jetzt? Ganz einfach: Jetzt erst recht!

Wer ein Jahr Freiwilligendienst im Ausland hinter sich hat, der kehrt nicht nur mit einem Stapel dreckiger Wäsche im Gepäck wieder, sondern vor allem mit ganz vielen, ganz neuen, ganz anderen Eindrücken. Doch wohin damit? 

Daheimgebliebenen von ferner Exotik vorschwärmen? Wenig Chance auf Erfolg. Wer sich seit einem Jahr durch den Bachelor quält, kann die Abenteuer eines Auslandsjahres wahrscheinlich wenig nachvollziehen. Denn Erlebnisse muss man vor allem erst einmal erleben, um darüber sprechen zu können. 

Genau so ein gesuchtes Sprachrohr will die Rückkeherekonferenz „Und Jetzt?“ auch sein. Teilnehmer Bernd, der als Freiwilliger in Boliwien war, erhofft sich viel von dem Treffen. „Mir ist es wichtig, dass mein Leben jetzt nicht einfach wieder auf die normale Schiene rutscht. Ich will von den Erfahrungen, die ich gemacht habe, etwas an andere weitergeben, selbst etwas behalten. Ich wünsche mir auch eine Orientierungshilfe, wie es in Zukunft weitergehen könnte.“ Die Veranstaltung gefalle ihm sehr gut, weil er viel Input bekomme, aber auch und gerade wegen der Leute, die er treffe, mit denen er seine Erfahrungen teilen könne. „Jeder von uns wird hier viel mitnehmen. Ich finde vor allem die Intensität der Veranstaltung unglaublich stark, dadurch, dass wir ca 150 Teilnehmerzahl haben, hat man die Chance, sich besser kennen zu lernen.“

Und um das gegenseitige Kennenlernen geht es bei dem Treffen in Potsdam schließlich primär. „Die ganze Sache hier ist ja überhaupt erst aus der Idee heraus entstanden, Leute mit dem selben Erfahrungshintergrund zusammenzubringen und so einen Begegnungsraum zu schaffen.“ David blinzelt zufrieden in die Sonne. Er trägt ein limettengrünes T-Shirt, das bedeutet, David ist kein normaler Teilnehmer, sondern Teil des Teams, das die Konferenz auf die Beine gestellt hat. Er ist der Meinung, dass Entsendeorganisationen oft zu strukturell denken. Das müsse vielleicht auch so sein, damit alles funktioniere und möglichst viele die Chance bekämen, im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Um Nachhaltigkeit zu schaffen bedürfe es dann aber mehr, vor allem mehr Individualität.„Die Leute, die herkommen, sollen sehen, was für eine große Sache man auf die Beine stellen kann, wenn man nur will! Wir wollen Mut zeigen und damit auch Mut machen. Erlebbar sein, das ist uns ganz wichtig. Und dass jeder mit seinen individuellen Fragen, die sich ihm stellen, hier bei uns weiterkommt.“

Tatsächlich stehen die Fragen, von denen David spricht, als fette, rote Fragezeichen auf der Stirn der Teilnehmer: Was jetzt? Studium oder erst noch mehr Praxis? Und nach dem Studium? Weiter sozial arbeiten? Oder lieber Karriere machen, die Gehaltsleiter raufklettern? Fragen, die typisch sind für eine Generation, die sich immer entscheiden muss, schon früh anfangen muss zu planen, am Lebenslauf zu basteln und bloß keine Lücke entstehen zu lassen, die später die Bewerbungen kippen lässt.
Aber wer sagt denn eigentlich, dass es lohnenswerter ist, sich durch einen glattgeschliffenen Lebenslauf zu hetzen, als Zeit in soziales Engagement zu investieren?

Vielleicht stimmt es ja. Vielleicht werden die Zeiten stressiger, härter, anspruchsvoller. Vielleicht wird es schwieriger, sich sozial zu engagieren, nach dem Freiwilligendienst noch freiwillige Arbeit dran zu hängen, um weiteres zu schaffen, das bleibt. Doch wenn nicht wir – wer denn dann? Die Veranstalter der Und Jetzt?- Konferenz sind das beste Beispiel dafür, dass es nur Mut und Eigeninitiative bedarf, etwas auf die Beine zu stellen, was Menschen berührt, was Menschen zusammenbringt. Dass das jeder kann, der will. Und dass es sich verdammt noch mal lohnt!

Text von Viviane Petrescu, Fotos von Zeno F. Pensky

Fruchtfleisch: Was ist dein Mittel gegen kalte Duschen?

Schon am Ankunftstag erschütterte die erste Horrormeldung die Teilnehmer der Und Jetzt?-Konferenz: nur kaltes Wasser in den Duschen. Am nächsten Morgen stirbt dann der letzte Funke Hoffnung auf wenigstens lauwarmes Wasser unter dem eiskalten Wasserstrahl. Aber keine Angst, Hilfe naht! Denn wir haben uns umgehört und nach dem besten Mittel gegen zu kalte Duschen gefragt.

"Luft anhalten!" Miriam, Studentin aus Münster, war in Venezuela und Malawi

"Die warme Havel!"Achim, Mensch und ab Oktober Student aus Brandenburg, war in Brasilien

"Laut singen!" Lena,studiert in Wageningen, war in Sao Paulo, Brasilien

"Kalt duschen und sich über die Erfrischung freuen." Nora, Psychologin aus Bremen, war in Nicaragua

Text von Viviane Petrescu, Fotos von Zeno F. Pensky

Entwicklungsarbeit: „Weg vom klassischen Brunnenbohrer!“

Ihre Arbeit findet oft abseits des öffentlichen Fokuses statt - ein Schattendasein sollte Entwicklungspolitik dennoch nicht fristen. Ein Interview mit Stefan Leiderer, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) über Ziele, Wirksamkeit und Zweifel in der Entwicklungspolitik.

Politikorange: Entwicklungshilfe, das ist erst einmal ein ziemlich großes Wort. Wo beginnt das?

Stefan Leiderer: Das lässt sich nicht immer so klar abgrenzen. Da spielen ganz viele Themen eine Rolle. Zum Beispiel Klimapolitik, aber auch Sicherheitspolitik. Themen, die erst auf den zweiten Blick mit Entwicklungszusammenarbeit zu tun haben, dennoch als Faktoren entscheidend sind. Die Übergänge sind oft fließend. Das spiegelt aber auch einen Kernbereich der Entwicklungspolitik wieder: Schnittstellen zu bearbeiten, alle Auswirkungen auf die Entwicklungsländer mit zu berücksichtigen.

PO: Klingt Entwicklungspolitik dann nicht auf einmal wie etwas sehr Fernes, für den normalen Bürger gar nicht greifbar?

Stefan Leiderer: Das ist ein ganz wichtiger und schwieriger Punkt. Einerseits hat sich das ganze Thema Entwicklungshilfe in den letzten Jahren sehr professionalisiert, weg vom klassischen Brunnenbohrer, der auf eigenes Risiko in abenteurreichen Regionen den Armen hilft. Wir reden hier von einem sehr anspruchsvollen Arbeitsgebiet, wo auch vieles falsch gemacht werden kann. Entwicklungshilfe wird in den nächsten Jahren hoffentlich noch wirksamer, aber es führt bis zu einem gewissen Grad auch zu einer Entfremdung. Was passiert und was in der Öffentlichkeit als Bild exisitiert, das sind oft zwei ganz unterschiedliche Dinge. Wir helfen eben nicht nur armen Kindern mit großen Augen wie man sie auf vielen Plakaten der Hilfsorganisationen sieht, sondern da passiert so viel mehr. Entwicklungshilfe ändert sich und das ist auch gut so.

PO: Die Schere zwischen arm und reich, zwischen entwickelt und rückständig klafft immer weiter auseinander. Lässt sich dieser Trend überhaupt noch stoppen?

Stefan Leiderer: Man muss da differenzieren: einige Ländern holen extrem auf und sind oft dafür verantwortlich, dass sich die Indikatoren im globalen Durchschnitt verbessern. Vor allem China macht unglaubliche Fortschritte. Neue Entwicklungsdynamiken der letzten zwanzig Jahre zeigen aber auch, dass dabei viele weniger entwickelte Länder, vor allem in Afrika, abgehängt wurden. Das führt natürlich dazu, dass die Reich/Arm-Schere trotzdem weiter auseinander klafft.

PO: Wie wichtig ist Transparenz in der Entwicklungsarbeit? Gerade für die Bevölkerung der Geberländer, zu wissen, wohin das Geld fließt, um auch entsprechend dahinter stehen zu können, aber auch für Nehmerländer, um ihren Teil bei Projekten zu leisten?

Stefan Leiderer: Dieses Problem kann im Zuge jüngerer Reformen noch vehementer werden. Die ganze Dynamik setzt sehr viel stärker auf Hilfe, bei der der einzelne Geber weniger sichtbar ist. Kein Krankenhaus mit deutscher Fahne mehr, sondern gemeinschaftliche Beiträge, die in einen gemeinsamen Finanzierungs-Pool wandern, aus dem dann diverse Projekte und Programme gefördert werden. Das kann sich natürlich negativ auf die Legitimtät der Entwicklungspolitik in den Geberländern auswirken, wenn nicht mehr klar sichtbar ist: mit eurem Steuereuro wurde genau dieses Krankenhaus gebaut!

PO: Aber liegt nicht oft auch ein Problem bei den Geberländern? Es ist ja oft die Rede von „globaler Strukturpolitik“ - das würde aber nicht nur ein Zusammenwirken aller bedeuten, sondern auch Richtlinien, an die es sich zu halten gilt. Sind viele Industrieländer dafür nicht zu egoistisch und mehr auf eigenen Profit bedacht?

Stefan Leiderer: Es ist ja nicht so,als hätten alle reichen, westlichen Demokratien nur altruistische Ziele. Eigeninteresse ist auch legitim, die Verantwortung gegenüber der eigenen Wählerschaft darf ja auch nicht vergessen werden. Zu einem Problem wird das erst, wo Interessen nicht mehr transparent sind, andere vorgeschoben werden. Aber da hat wiederum die Entwicklungspolitik die Aufgabe, für einen Ausgleich der Interessen und Kohärenz zu sorgen.

PO: Soziales Ungleichgewicht muss ja aber eigentlich gar nicht erst im Ausland gesucht werden- das haben wir auch hier in Deutschland, direkt vor der Haustür. Wieso ist es trotzdem wichtig, anderen Ländern zu helfen, auch Geld zu investieren?

Stefan Leiderer: Natürlich gibt es auch im reichen Westen viel Leid und viel Armut. Aber dafür gibt es auch ein sehr starkes öffentliches Bewusstsein. Und das eine schließt das andere ja keinesfalls aus - natürlich herrscht eine gewisse Konkurrenz um die knappen Mittel, aber wenn man sich anschaut, um was für Summen es geht, dann ist das zwar viel Geld.Doch im Vergleich zu anderen Posten im Bundeshaushalt ein lächerlich geringer Teil. Selbst wenn Fördermittel für die Entwicklungspolitik eingespart würden- der Hartz4-Satz würde sich trotzdem nicht verdoppeln lassen. Ausserdem dient Entwicklungspolitik ja nicht nur dem Kampf gegen Armut. Es geht auch darum, die wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen für ein nachhaltiges Wachstum in der Welt zu schaffen, zu Sicherheit und dem Erhalt der Umwelt beizutragen, für mich selbst und für alte und neue Wirtschaftspartner.

Das Gespräch führte Viviane Petrescu; Fotos von Zeno F. Pensky

Eiskalte Duschen und Sonnenschein

Text von Wiebke Fröhlich, Foto von Zeno F. Pensky

Nach einer milden Nacht in den Zelten trauten sich die ersten "Rückkehrer" heute morgen unter die "nicht kalten, sondern eiskalten Duschen", wie immer wieder zu vernehmen war.

Da die Sonne lacht und das Frühstück alles bietet, was Morgenmuffeln munter macht, war der erste Schock jedoch schnell vergessen.

Den Einstieg ins Programm des zweiten Konferenz-Tages gaben Moritz und Thomas. Die beiden Organisatoren lieferten Einblicke in das Nicanetzt, einem Zusammenschluss der Seminare für Freiwillige in Nicaragua organisiert, und damit den Anstoß für die Konferenz-Teilnehmer, selbst aktiv zu werden.
In diesem Sinne geht es jetzt mit den Workshops los.
Wir freuen uns auf Impressionen zu den Themen "Frieden durch Geld", "Zurück in die Zukunft", "Vereinte Nationen und die Entwicklungspolitik" und und und ....

Montag, 3. August 2009

Reif für die Insel






Die Zelte stehen, erste Erfahrungen sind ausgetauscht, einige Freundschaften bereits geknüpft.
Nachdem im Laufe des Nachmittags fast 150 "Rückkehrer" auf der Insel eingetroffen sind, macht sich zunehmende Konferenz-Stimmung breit.

Auf der Eröffnungsveranstaltung stellte sich das Organisationsteam den Teilnehmern vor, gab eine kleine Einführung in das Programm und erntete überraschenden Applaus für die Nachricht, dass es nur kalte Duschen geben werde.

In kleinen Gruppen bezogen die Konferenz-Teilnehmer dann Stuhlkreise, um sich hier über ihre Auslandserfahrungen auszutauschen. Sowohl Anekdoten und Überraschungen, als auch rührende Erinnerungen zeichneten da ein breites Stimmungsbild, während beim nächsten Programmpunkt Einigkeit herrschte: "Schnell ins BlauArt und den Hunger stillen." Bei Hackbraten mit Kartoffeln und Rotkraut sowie vegetarischer Reispfanne füllten sich nicht nur Bäuche, sondern auch persönliche Namensspeicher.

Stefan Leiderer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn, gab am Abend den Einstieg in die Reihe vielversprechender Abendvorträge. Er klärte über die Wirksamkeit der Entwicklungspolitik, deren Stärken und Schwächen, auf.

Stilvoll ließen Teilnehmer und Organisatoren den Abend schließlich mit einem Konzert von Progetto Manu ausklingen. Wider erster Erwartungen trafen die Jungs aus Süditalien pünktlich in Potsdam ein und sorgten mit einer Mischung aus Swing-, Folk- und Pop-Rythm für gemütliche Stimmung und zufriedene - wenn auch müde - Gesichter am ersten Abend der undjetzt-Konferenz.

politikorange auf der Rückkehrerkonferenz in Potsdam





So langsam treffen die Redakteurinnen und Redakteure von politikorange auf der Rückkehrerkonferenz in Potsdam ein und bereiten sich auf die spannenden Workshops, verregnete Inselstimmung und Nächte im politikorange-Zelt vor.

Unser TV-Team ist mittlerweile schon voll im Element, mit den letzten Tests vor den ersten Aufnahmen beschäftigt und geht nun auf die Suche nach guten Bildern.

Wir werden versuchen die Stimmung mit einigen Artikeln einzufangen, O-Töne online zu stellen und natürlich das ganze Event zu bebildern.